Otto Knoop

Ein Original der Lüneburger Heide: Otto Knoop aus Weyhausen

Otto Knoop mit „Edler von Knoop“ im Jahre 1961

Wer Otto Knoop aus Weyhausen näher kennen gelernt hat, der kann heute noch schöne Geschichten erzählen. Der lebensfrohe Polizist wachte gute 15 Jahre über Recht und Gesetz im kleinen Ort und wohnte, etwas versteckt am Waldrand, mit seiner Frau insgesamt 23 Jahre hier.

Otto Knoop wurde im November 1908 geboren. Nach der Schulzeit ließ er sich, wie sein Vater, im Niedersächsischen Landgestüt Celle zum Gestütswärter ausbilden. Am 1. Oktober 1926 wurde er Rekrut in der Traditionsschwadron der Garde-Ulanen in Potsdam. Seinen zwölfjährigen Militärdienst beendete er beim Artillerie-Regiment 19 in Celle. Von den Pferden wollte er sich nicht trennen, als berittener Gendarm wurde er mit einem Hannoveraner-Wallach nach Niederschlesien an die polnische Grenze versetzt.

Der Zweite Weltkrieg begann für ihn in Elsass-Lothringen und endete in Holland. „Ich gehöre sicher zu den wenigen, wenn es überhaupt einen Gendarmen gegeben hat, der, wie ich aus Holland mit seinem Pferde abreiten konnte bis nach Esens bei Wittmund/Ostfriesland und hier sofort wieder in den Dienst übernommen wurde“, hielt er schriftlich fest.

In Ostfriesland blieb Otto Knoop bis 1952. Dann wurde er auf eigenen Wunsch in den Regierungsbezirk Lüneburg versetzt und trat im November seinen Dienst in Weyhausen an.

Haus Waldesruh

Noch vor dem Wohnhaus war dort am Marweder Weg ein Pferdestall gebaut worden. In den folgenden Jahren entwickelte sich „Haus Waldesruh“, wie es ein eiserner Schriftzug neben der Haustür auswies, zum Zentrum des kleinen Ortes: Ehefrau Anna, genannt Anni, betreute die Poststelle und trug die Briefe aus, Tochter Marianne führte neben dem Pferdestall einen kleinen Tante-Emma-Laden.

Im Sommer verlebten Feriengäste in der „Privat-Pension / Doppel- und Einzelzimmer mit fl. Wasser“ ihren Urlaub. Auf der Terrasse gab es Kaffee und Kuchen und kühle Getränke.

Arno Schmid bei Otto Knoop

Irgendwann in dieser Zeit, auf jeden Fall vor 1964, kehrte auch Arno Schmidt, der Schriftsteller aus Bargfeld, in Weyhausen ein. Er verewigte Otto Knoop in seinen Erzählungen Kühe in Halbtrauer als Jean Darm vom Kaffe HANNIBAL.
Hanniball war Otto Knoops drittes Pferd, wie die anderen aus dem Landgestüt Celle. Auf ihn ließ er nichts kommen, auch wenn er mal unartig war und – wie im Landhaus Schelploh geschehen – die große Freitreppe überwand, sich unter die Hochzeitsgäste mischte und am kalten Büffet die Käseschnittchen verdrückte.

Bei anderer Gelegenheit soll das Pferd den vom Feiern ermatteten Reiter sanft im Gras abgesetzt und den Heimweg allein fortgesetzt haben. Anni ging dann auf die Suche nach ihrem Otto. Er war kein Kind von Traurigkeit.

Otto Knoop hat sich nicht nur mit seinem Eskapaden in die Reihe der Heidjer-Originale eingereiht. Er war nicht der poltrige Grobian, der erste Eindruck täuschte. Er war herzensgut, sensibel und manchmal sehr sentimental. 1966 feierte er in großem Stil sein 40-jähriges Dienstjubiläum, zweieinhalb Jahre später ging der Polizei-Obermeister – zusammen mit seinem Pferd Edler – in Pension.

Die letzten Jahre hatte er in dem Sommermonaten hoch zu Ross im Naturschutzgebiet am Wilseder Berg Dienst getan und Wanderern den Weg gewiesen. Sogar die „Bild-Zeitung“ berichtete über den letzten Berittenen. Der Pensionär flog in die USA, besuchte hier die älteste Tochter und nahm trotz Verständigungsschwierigkeiten Kontakt zu einem amerikanischen Kollegen auf. Mit einem Sheriff-Hut für sein kleines Reitermuseum im ehemaligen Dienstzimmer kehrte er zurück.

Die letzten Stationen

1975 zwang Krankheit das Ehepaar Knoop zum Umzug aus dem einsamen Weyhausen nach Celle: Otto konnte nicht mehr Auto fahren. 1980 erfolgte ein Umzug in den Landkreis Gifhorn an den Wohnort der jüngsten Tochter. Nach jedem Schlaganfall, insgesamt waren es sechs, bekam Otto Knoop seinen Leben wieder in den Griff. Er gab sich nicht auf und beklagte sich nicht über sein Schicksal. Im Oktober 1988 starb Otto Knoop, im Februar 2000 folgte ihm seine Frau Anni.

Der Text wurde von Joachim Gries, Eschede, zur Verfügung gestellt.
Die Bilder stammen aus Familienbesitz